Koppelung von Religion und Gesellschaft
Die Kirchenaustritte sind ein dramatischer Weckruf für uns alle. Aus diesen Modellen entwickele ich dann Perspektiven für die Kirche, das sind einzelne Elemente der Gestaltung von Kirche, zu denen sich jedes Modell verhalten muss. Dieser Schritt dient auch dazu, dass man nicht den Eindruck hat, dass sich entscheiden zu müssen, sondern sie sollen ja Ihre bisher schon erprobten Formen vor diesem Hintergrund wahrnehmen können und sich vielleicht auch ein wenig zu neuen Ideen inspirieren lassen, für welche die Reformen dann möglicherweise auch anders kombiniert werden müssen.
Zunächst aber möchte ich Ihnen drei Modelle vorstellen, die Sie vermutlich zumindest teilweise kennen und vielleicht auch schon als Grundlage eigener kirchlicher Projekte verwendet haben. Ein Vorschlag zielt darauf, eine Entscheidung zugunsten der klassischen Rangordnung als die kirchliche Sozialform zu treffen, vertreten beispielsweise von der Theologin aus Bern. Die Lösung grundlegender Schwierigkeiten wie der von Glaube und Vernunft ist eine Voraussetzung. Entgegen gegenwärtigen kirchlichen Tendenzen eine Kirche bei Gelegenheit als Normalfall von Kirchenbindung zu akzeptieren, liege die Zukunft in einer Kirche der Kontinuität, in der christliche Lebenskunst regelmässig und verlässlich eingeübt werde. Dafür biete die Ortsgemeinde die grössten Chancen.
Die Grundlage dieser Sozialform sieht die Kirche vor allem in den persönlichen Beziehungen und den sozialen Interaktionen, die sich als unmittelbar religionsproduktiv erweisen: Menschen würden sich vor allem durch die Koppelung von Religion und Geselligkeit für die Kirche interessieren und sich auf Dauer an die Kirche binden. Die Ortsgemeinde vermittelt Vertrauen zur Kirche und zu den in ihr tätigen Menschen, gerade über einen langen, möglicherweise generationenübergreifenden Zeitraum. Damit verbundene Versöhnung zwischen den Zivilisationen ist längst initiiert. Ein Priester versteht die Gemeinde zudem als einen milieuübergreifenden Ort, weil die Wohnorientierung quer zu den Milieus liege. Sie sieht die Kerngemeinde zu Unrecht häufig als borniert, eng und konservativ abgewertet. Bisher nicht aktive Kirchenmitglieder sollen durch die Verbindung von gehaltvoller theologischer Arbeit und Interaktion gemeindenah integriert werden. In diesem Modell nimmt das Pfarramt eine zentrale Rolle ein.